WN 150 Häusergeschichten: Villa Lustig

Von Katja Haß

Der Kaufmann Israel Wilhelm Lustig (1824-1878) gab 1872 den Bau der Villa Lustig in der Humboldtstraße 1 in Auftrag. Er war Eigentümer eines weiteren Hauses in der Humboldtstraße und verdiente sein Geld mit einer Commissionsgesellschaft für Landesprodukte in zentraler Lage am Markt 2 und war Vorstandsmitglied der Leipziger Wechsler- und Deposit-Bank.

Die aufwendig gestaltete Neorenaissance-Villa mit Gartengrundstück liegt am verfüllten Pleißemühlgraben, der zukünftig wieder geöffnet werden soll. Zur Villa gehört eine Remise, die ehemals als Musikpavillon und Kutscherhäuschen genutzt wurde.
Für die Gebäude engagierte Lustig den namhaften Architekten Bruno Leopold Grimm, der auch für die Umgestaltung des Handelsdurchgangshofes „Barthels Hof“ 1870 verantwortlich war. Die Villa Humboldtstraße 1 mit angedeuteten Pfeilern, Giebeln sowie Blumen- und Fruchtgirlanden aus Sandstein weist auch im Innern viele schöne Details der Gründerzeit auf. In der Erdgeschosswohnung, zu der ein repräsentativer Salon mit Holzvertäfelungen gehört, lebte viele Jahre die Witwe Lina Lustig (1823-1896). Die Ehe war kinderlos.
Das Haus wurde in seiner langen Geschichte von unterschiedlichen Familien bewohnt. Anfang des 20. Jahrhunderts war ein Arzt, später ein Kaufmann und dann ein Ingenieur Hauseigentümer. Zu DDR-Zeiten wurde ein Teil des Hauses von einer Kinder- und Jugendbibliothek genutzt. Nach der Wende wurde die Villa aufgrund ihres schlechten Zustandes nur teilweise bewohnt. 2000/2001 erfolgte die umfassende Sanierung der Villa. Sie ist heute Wohn- und Veranstaltungsort. Unter dem Namen Villa Rosental werden verschiedene Kurse in den Bereichen Tanz, Entspannung, Sprachen lernen und andere Veranstaltungen angeboten.

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