Von Petra Cain
Am 13. November 1716, vor 300 Jahren, starb Gottfried Wilhelm Leibniz in Hannover. Ein langes, erfülltes Leben ging zu Ende, das 70 Jahre zuvor in Leipzig begonnen hatte.
Die Heimatstadt
Leipzig war Mitte des 17. Jahrhunderts eine Stadt, die mit der heutigen nicht viel gemeinsam hatte. Sie lag in einer Wald- und Wiesenlandschaft, starke Festungsanlagen wie etwa die Moritzbastei umgaben den kleinen Stadtkern, war doch Leipzig allein im Dreißigjährigen Krieg fünf Mal belagert worden. Zwei Jahre vor dem Ende dieses verheerenden Krieges wurde Gottfried Wilhelm Leibniz 1646 in der Messe- und Universitätsstadt in einen Professoren-Haushalt geboren, nicht weit von der Nikolaikirche, im Vorgängerbau des heutigen Roten Kollegs in der Ritterstraße.
Der Universalgelehrte
Seine Ausbildung erhielt Leibniz in Leipzig, wo er von 1653 bis 1661 die Nikolaischule besuchte und dann mit 15 Jahren ein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität aufnahm. Dem knapp Zwanzigjährigen verweigerte man aufgrund seines jungen Alters die Promotion, also verließ er Leipzig, um an der Universität Altdorf in Nürnberg seinen Abschluss zu machen. Nach mehreren Zwischenstationen wurde Leibniz 1676 Bibliothekar von Herzog Johann Friedrich in Hannover, 1691 auch Bibliothekar der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Er arbeitete unablässig und meinte, er habe so viele Gedanken schon beim Aufstehen, dass der Tag nicht ausreichen würde, um sie alle nieder zu schreiben. Der oft als „letztes Universalgenie“ gerühmte Gelehrte hatte eine Vielzahl von Interessensgebieten. Seine philosophischen und mathematischen Schriften, darunter etwa die Entwicklung des Binär-Codes, sind Grundlage vieler wissenschaftlicher Fortschritte geworden und wirken bis heute nach.
Leibniz und Leipzig
Leibniz kehrte nur wenige Male im Laufe seines langen Lebens in seine Heimatstadt zurück. Auch wenn die Legende ihm aufgrund der verweigerten Promotion ein schwieriges Verhältnis zu Leipzig nachsagt, so schrieb er doch selbst: „Ich liebe Leipzig, wie es sich für die Heimat geziemt.“ Vor allem an das Rosental erinnerte er sich gern. Hier ging er „im Alter von 15 Jahren allein in einem Wäldchen nahe bei Leipzig, dem sogenannten Rosental, spazieren“, wie er mehr als fünf Jahrzehnte später, im Jahr 1714, an Nicolas-François Rémond schrieb, einen befreundeten französischen Mathematiker. Das Rosental muss für den jungen Leibniz ein Ort des ungestörten Nachdenkens gewesen sein, denn er erwähnt auch in anderen Briefen, dass er dort die zukünftige philosophische Ausrichtung seines Gedankengebäudes fand. So prägte das Rosental einen der wichtigsten Denker der Zeit und damit die Moderne. Und heute können Spaziergänger zur Erinnerung die Leibnizstraße entlang über die Leibnizbrücke ins Rosental gehen und dort auf der großen Transversale des Leibnizweges bis zur Waldstraße auf den Spuren von Gottfried Wilhelm Leibniz wandeln.
Petra Cain
Nachweise der Zitate bei D. Döring,
Der junge Leibniz und Leipzig (1996)
Grafik: Reichelt Kommunikationsberatung