Von Hannes Müller
Das Jahr 2017 lenkt den Blick auf die Reformation, insbesondere auf Martin Luther, der vor 500 Jahren seine 95 Thesen veröffentlichte und damit die Welt veränderte. „Luther! Biographie eines Befreiten“ ist der Titel des neuen Buchs des Philosophen und Schriftstellers Joachim Köhler, in dem sich der durch seine Wagner- und Nietzsche-Biographien bekannte Autor wieder einer der großen umstrittenen Figuren der deutschen Kulturgeschichte nähert.
Joachim Köhler erklärt die Befreiungsschritte Luthers – die Befreiung vom autoritären Vater, die Befreiung vom Papsttum und die Befreiung von weltlicher Macht. Die theologischen Gedanken Luthers beschreibt er verständlich und bettet sie in die biographische Entwicklung ein.
Dem Anschlag der 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg, den der Autor als damals übliches Prozedere übrigens nicht in Frage stellt, folgte 1519 auf der Pleißenburg die Leipziger Disputation. Dort, wo sich heute in Sichtweite zu unserem Viertel auf dem Gelände der einstigen Burg das Neue Rathaus erhebt, trafen im Streitgespräch der papsttreue Theologe Johannes Eck und Martin Luther aufeinander. Eben diese Disputation, die Joachim Köhler eindrücklich beschreibt, sollte die päpstliche Bannbulle gegen Luther zur Folge haben. Der Autor geht am Ende seines Buchs auch dem alten, häufig verbitterten Reformator nicht aus dem Weg.
Köhlers Luther ist ein Luther mit Ausrufezeichen. Die Lektüre dieser anschaulichen und kenntnisreichen Biographie lässt den Leser den Reformator und seine Wirkung besser verstehen.
Grafik: Evangelische Verlagsanstalt / Reichelt Kommunikationsberatung