Leipzig liest im Bürgerverein

Von Petra Cain

Auch in diesem Jahr finden im Rahmen von „Leipzig liest“ im Bürgerverein mehrere Lesungen statt. Jeweils am 23., 24. und 25. März stellen die Autoren ihre Werke vor. Alle befassen sich mit Flüchtlingsschicksalen zur Zeit des Nationalsozialismus. Leider gehören Geschichten über Verfolgung, Flucht und die verzweifelte Suche nach einem Land, das bereit ist, Asyl zu bieten, nicht nur in die Vergangenheit. Umso wichtiger ist es, in der heutigen Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen auch die Perspektive von Verfolgten zu erleben, die sich leider im Laufe der Zeit kaum geändert hat.

Unsere Lesungen beginnen am Donnerstag mit der Lebensgeschichte von Wilfrid Israel (1899-1943). 1928 übernahm er die Leitung des erfolgreichen Berliner Kaufhauses seines Vaters Nathan Israel. Unermüdlich kämpfte er um Ausreisemöglichkeiten für seine Schicksalsgenossen, war z.B. einer der Organisatoren der Kindertransporte nach England. An die 30.000 Leben sollen mit seiner Mithilfe gerettet worden sein. Seinen Spuren geht Martin Forberg nach, der aus seinem Buch „Ein Menschenfreund“ lesen wird.

Um die jüdische Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff geht es am Freitag. Ihr langes Leben (1927-2016) war durch die Erfahrung des erzwungenen Exils in Bulgarien geprägt, wohin sie 1939 mit Mutter und Schwester floh. 1947 kehrte sie nach Deutschland zurück, lebte in der Folge in Israel, Frankreich und seit 2006 wieder in Deutschland. Die Erfahrungen ihres rastlosen Lebens verarbeitete sie in Romanen und Erzählungen. Die Autorin, Fotografin und Herausgeberin Rengha Rodewill wird uns die Biografie von Angelika Schrobsdorff „Ein Leben ohne Heimat“ vorstellen.

Gleich mehrere Lebensgeschichten können wir am Samstag kennenlernen. Kristine von Soden ging dem Schicksal von jüdischen Emigrantinnen nach, die ihre Heimat Deutschland in Richtung Palästina, Amerika, Südafrika oder Shanghai ver­ließen. Anhand von Tagebucheinträgen, Briefen, Gedichten und bisher unveröffentlichten Do­kumenten beschreibt die Autorin die Emigra­tionserlebnisse von bekannten und unbekannten Frauen, u. a. der Schauspielerin Lilli Palmer und der Schriftstellerinnen Ma­scha Ka­léko und Anna Seghers. „Und draußen weht ein fremder Wind…“ hat Kristine von Soden das Buch betitelt, aus dem wir Ausschnitte hören werden.

Trotz des großen Lese-Angebotes bei Leipzig liest sind diese Bücher sicher einen Besuch im Bürgerverein wert. Wir hoffen, Ihre Neugier geweckt zu haben.

Martin Forberg: Ein Menschenfreund Auf den Spuren von Wilfrid Israel (1899-1943) in Berlin Donnerstag, 23. März, 19.30 Uhr Rengha Rodewill (Hg.): Angelika Schrobsdorff – Leben ohne Heimat Freitag, 24. März, 19.30 Uhr Kristine von Soden: „Und draußen weht ein fremder Wind…“ Über die Meere ins Exil Samstag, 25. März, 19.30 Uhr
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