Von Katja Haß
Das lachsfarbene Waldplatzpalais mit seinen goldenen Ornamenten ist ein markantes Historismusgebäude am Waldplatz. Der Bau mit Marmorsäulen, Bodenmosaiken und Turmbekrönungen ist inspiriert von italienischen Villen. Die erste Eigentümerin des Palais war die Witwe A. C. Röger. Das Haus am Eingang des Waldstaßenviertels gehörte im 19. Jahrhundert verschiedenen Privatpersonen. Es ist Wohn-, Geschäfts- und Bürohaus.
Prominenteste Bewohnerin des Palais war die erste Berufsfotografin Deutschlands Bertha Wehnert-Beckmann (1815-1901). Sie verbrachte hier die letzten acht Jahre ihres Lebens, nachdem sie ihr Foto-Atelier in der Elsterstraße aufgab und verschiedene Adressen im Waldstraßenviertel hatte. Berta Wehnert Beckmann mietete von 1893-1901 eine Wohnung im zweiten Stock der Waldstraße Nummer 1. Sie blickte auf den Waldplatz mit seinen beeindruckenden Gebäuden. Denn um 1900 hatte der Platz bereits sein heutiges Aussehen erreicht. Dagegen war die Jahnallee Richtung Stadion noch unbebaut.
Das dreiseitige Gebäude hat drei separate Eingänge und von Anbeginn drei Postadressen: Waldstraße 1, Jahnallee 20 und Friedrich-Ebert-Straße 90. Es wurde auch zu DDR-Zeiten als Wohnhaus genutzt und war zur Wendezeit in einem sehr schlechten baulichen Zustand. 1997 wurde das Haus umfangreich saniert und weitestgehend originalgetreu in Abstimmung mit dem Referat Denkmalschutz der Stadt Leipzig im Rahmen der Bestandssicherung wiederhergestellt. Im Erdgeschoss wurden Schaufenster mit originalgetreuen Verzierungen eingebracht. Neu war der Einbau von drei Personenaufzügen, der Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadt Leipzig und der Ausbau des Dachgeschosses. Der Eigentümer ist ein italienischer Gastronom, der nach der Wende eines der ersten italienischen Restaurants in der Messestadt eröffnete und noch heute betreibt.
Foto: Andreas Reichelt