Von Katja Haß
Das Wohnhaus Jacobstraße 2 in prominenter Lage am Elstermühlgraben entstand um 1880 für den Baumeister Friedrich Ryssel. Er war rund zehn Jahre lang Besitzer dieses spätklassizistischen vierstöckigen Hauses mit Restaurant im Erdgeschoss. Die folgenden Eigentümer waren im Haus ansässige Gastwirte.
1909 kaufte Dr. Hermann Kurth die Jacobstraße 2. Er war Direktor der Dr. Smitt´schen Höheren Töchterschule, die von 1910 bis 1937 in der zweiten und dritten Etage des Hauses beheimatet war und bereits seit den 1870er Jahren in Leipzig existierte. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden private Schulen, so auch die Schule in der Jacobstraße, aufgelöst. Der Gründer dieser privaten Schule, Dr. Willem Smitt (1832-1905), war der Direktor der Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig (heutige Gutenbergschule). Prominente Schülerin der Smitt´schen Töchterschule war Bertha Bebel (1869-1948), die Tochter von August Bebel, die später Medizin in Zürich studierte.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es die achtjährige Schulpflicht. Die Höheren Töchterschulen waren weiterführende Schulen bis zur 10. Klasse mit Fremdsprachen- sowie Stenographieunterricht, die auf eine Berufstätigkeit von Frauen vorbereiten sollten und Vorläufer der Mädchen-Gymnasien waren. In dieser Zeit zieht auch weiteres Gewerbe in die Jacobstraße 2: eine Schreibwarenhandlung, ein Verkauf von Bäckereiutensilien, eine Strumpfstickerei, eine Gummiwaren- und eine Weinhandlung. Zu DDR-Zeiten befand sich im Erdgeschoss ein Geschäft für gefragte Autobatterien, im Haus gegenüber ein Laden für Kfz-Zubehör und -Ersatzteile.
Erst nach dem Jahr 2000 konnte das Haus saniert werden. Die Sitzterrasse über dem Elstermühlgraben wurde wiederhergestellt. An der Ufermauer fanden sich eiserne Konstruktionen der ursprünglichen Terrasse.
Foto: Jacobstraße 2, erbaut um 1880, 1910 bis 1937 Dr. Smitt´sche Höhere Töchterschule, Uwe Haß
03. November 2022
Hallo, ein kleiner Beitrag zur historischen Ergänzung. Ich habe das Gebäude seinerzeit (2006 soweit ich mich erinner) , mit mehreren Leuten entkernt. Das UG war im katastrophalen Zustand, es war nach der Wende eine asiatische Gastronomie eingemietet, welche wohl nach einer Polizeikontrolle hochging, ich glaube der Name war HongKongPalace. Die hatten das teilweise umgebaut und auch Dämmungsversuche vorgenommen, es gab einen Geheimraum, schwer zu finden, dort hielten sich die illegalen Arbeitskräfte auf, bzw. nächtigten da. Ich habe das Objekt dann in Augenschein genommen, um zu sehen was mich erwartet, da der damalige und heutige Eigentümer (Herr Tarik Wolf) ein hartnäckiger Verhandlungspartner war, den ich ja schon kannte. Was mir sehr auffiel war, das Gebäude war im Inneren eingesackt. so schlimm das man im 2.u.3. OG den Arm durch das aufklaffende Mauerwerk stecken konnte, auf dem Dachboden war es so gravierend, das es unmöglich,sich der Mitte zu nähern. Später hieß es, daß das Gebäude von einer Bombe getroffen worden sei und die Verwerfungen daher kämen. Ich denke das stimmt nicht. Im 2ten und 3ten OG war der Fußboden aus massiven Buchenholzplanken, eine unglaublich massive Qualität, davon fehlte nichts. ursprünglich wollte man das erhalten aber es kam anders und somit bin ich der letzte Besitzer eines Teils diesen Fußbodens . Das führt hier, merke ich zu weit, nur soviel noch, ich besitze einen Schultisch aus der Mädchenschule und noch einige andere Relikte. vg