Von Michael Zock
Nachdem der Filmclub bei seiner Reise nach Schloss Gripsholm sehr gut besucht war, unternehmen wir, vor unserer Sommerpause, eine zweite Tour auf den Spuren Kurt Tucholskys. Zunächst zitiere ich den Meister: „Denk mal, mein Papa und mein´ Mama sitzen jetzt im Kontor, fahren in der Stadt herum und glauben ihr Töchterchen wohlgeborgen im Schoße der treusorgenden Freundin. Hingegen …“ Mit diesem Satz stimmte das damalige Progress-Filmprogramm 1968 die Kinobesucher ein. Ja, Töchterchen Claire sitzt stattdessen auf dem Schoße ihres geliebten Wölfchens, und fühlt sich da sehr wohl. Rein zufällig sehen die beiden aus wie die Schauspieler Cornelia Froboess und Christian Wolff. Regisseur Kurt Hoffmann engagierte die beiden für eine Reise nach „Rheinsberg“. Und der Bürgerverein kann mitfahren, Freitag, den 26. Mai, ab 19.30 Uhr. Was lese ich in einer Tucholsky-Gesamtausgabe von 1977:„Rheinsberg (1912) und Schloss Gripsholm (1931) sind gleichsam Auftakt und Abgesang eines vielfältigen schriftstellerischen Werks, Bücher in denen der Autor Urlaub genommen hat, von seinen Pflichten und Verpflichtungen, wo er im Grase liegt und in den Himmel seiner Zuneigungen und Sehnsüchte blinzelt.“ Schöner kann man es nicht sagen, finde ich.
Wir blinzeln jedoch nicht, sondern werden auf die Leinwand im Bürgerverein blicken, und Werner Hinz, Ruth Stephan, Anita Kupsch, Agnes Windeck, und anderen wunderbaren, teils skurrilen Typen begegnen. Als dieser Film vor 50 Jahren in die Leipziger Kinos kam, liebten ihn die Zuschauer. Auch 2017 wird das so sein, vermute ich einmal. Wir sehen uns?