Farbwechsel

Von Paloma Bregenzer

Sabine Hohmann empfängt uns in ihrem kleinen Atelier. Großformatige Kunstmappen und Leinwände stehen in extratiefen Holzregalen, Pinsel aller Größen und Formen warten auf der Fensterbank geduldig auf ihren nächsten Einsatz. An der Staffelei lehnen drei, vier ihrer Bilder, allesamt in soften oder knalligen Grüntönen. „Hier habe ich versucht, die Eindrücke aus der Natur auf die Leinwand zu übertragen“, erklärt sie. Ab dem 21. Oktober zeigt der Bürgerverein Waldstraßenviertel e.V. eine Auswahl aus diesen Eindrücken.

Kunst und Natur
Sabine Hohmann, gebürtige Leipzigerin, hat schon als Kind gerne gemalt. „Ich habe Zeichenkurse besucht und wollte eigentlich Grafik oder Malerei studieren.“ Es kam anders. Sie erlernt den Beruf der Buchbinderin und ist seitdem – mit einer kurzen Ausnahme – in der Deutschen Nationalbibliothek tätig. „Man sieht, was man geschafft hat“, erklärt sie die Vorzüge ihres Berufs. Und: „Man rettet alte Bücher für die Nachwelt.“ Das Hobby Malen erhält sie sich und belegt berufsbegleitend an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Kurse. Nach einer langen Phase, in der vornehmlich Aquarelle entstanden, malt sie ihre Bilder nun hauptsächlich mit Acrylfarben. Viele ihrer Werke befinden sich in öffentlichem oder privatem Besitz und waren bei mehreren Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Die Verbindung zwischen Kunst und Natur steht auch immer wieder im Mittelpunkt ihrer Malreisen: Zwei Mal war Sabine Hohmann in Litauen, drei Mal auf Vilm, mehrmals in Thüringen. „Über die Kunst das Verständnis für die Natur wecken“, erläutert sie das Motto dieser Reisen. „Die Erlebnisse in der Natur aus meinem Inneren sichtbar machen.“ Zusammen mit anderen Kunstinteressierten gründete sie einen privaten Malkreis. Hat sie einen Tipp für alle, die mit dem Malen anfangen möchten? Sabine Hohmann überlegt kurz. „Einfach das annehmen, was man gerade kann. Zufrieden sein, mit dem, was einem gut gelungen ist und nicht beim Nachbarn aufs Blatt schielen“, sagt sie schließlich. Dann müsse man aber auch am Ball bleiben, um sich weiter zu entwickeln.

Atelier Sabine Hohmann; Foto: Maria Geißler

Atelier Sabine Hohmann; Foto: Maria Geißler

Kunst und Waldstraßenviertel
Seit 2011 wohnt  Sabine Hohmann im Waldstraßenviertel. Ein bisschen verwundert es schon, dass sich keine Motive aus dem näheren und auch grünen Umfeld in den Kunstmappen oder auf der Staffelei finden. Einen Lieblingsplatz hat sie aber doch und das hat dann – wenig überraschend – wieder etwas mit der Natur zu tun: die beiden Platanen in der Gustav-Adolf-Straße bzw. Leibnizstraße. Sabine Hohmann fühlt sich wohl im Viertel: „Mein Eindruck ist, dass die Leute mit einander ins Gespräch kommen, sich kennen.“ Auch eine solche Ausstellung bietet dafür einen Rahmen. Worauf können sich die Besucher freuen? Sabine Hohmann nennt das Stichwort „Farbwechsel“: Die Acrylbilder dürften also für einen spannenden Kontrast zum puristischen dunkelgrauen Interieur des Ausstellungsraums sorgen. Hohmann selbst hat übrigens wechselnde Lieblingsfarben, manche Farbkombinationen, denen sie nicht viel abgewinnen kann, schaffen es auch nicht auf ihre Leinwände. Zu den Künstlern, die sie schätzt, zählen Lyonel Feininger und Paul Klee. Auch Piet Mondrian gefällt ihr, „weil er sich aufs Wesentliche konzentriert.“

Unser Atelierbesuch geht nun langsam zu Ende. Sabine Hohmann verstaut die Leinwände im Regal und schiebt die Staffelei zurück an ihren Platz. Die grünen Bilder sind jetzt nicht mehr einfach nur grün. „Wenn ich die Farbe auf das Blatt Papier bringe“, sagt sie, „dann passiert etwas mit mir.“

Sabine Hohmann Farbwechsel Vernissage am 21. Oktober, 19.00 Uhr Eintritt frei Ort: Bürgerverein
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