Ricarda, Patrick, Elisabeth und Vivian (v.l.) wohnen als WG im Waldstraßenviertel
Von Julia Polony (Foto, Text)
Umfrage: Das Waldstraßenviertel ist langweilig und spießig. Von wegen! Hier wohnen Familien, Studenten, Paare … ein netter Mix. Wir haben Bewohner gebeten, Ihr Viertel zu beschreiben.
Stephan Korn (40), Filialleiter der Gourmétage, lebt seit sieben Jahren mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Waldstraßenviertel.
Warum hier? „Es ist ein sehr schönes Wohnviertel, das zentrumsnah und im Grünen liegt. Man kann von hier mit dem Rad durch Parks bis zum Cospudener See fahren. Das ist einfach herrlich.“
Das Besondere? „Ich mag das Rosental und den Wackelturm, aber auch die Leute. Man kennt sich, grüßt freundlich. Es ist wie in einem Kiez.“
Was nervt? „Einige nervt es, wenn Konzerte oder Fußballspiele im Stadion sind und es laut und voll in der Stadt ist. Mich stört das überhaupt nicht. Ich habe mich bewusst für eine Großstadt und das Zentrum entschieden. Da nehme ich das bisschen Chaos an solchen Tagen gerne in Kauf. Es ist ja nach ein paar Stunden auch wieder Ruhe.“
Was fehlt? „Die Frage wäre eher, was ist zu viel? Dann würde ich mir weniger Autos wünschen. Ich überlege selbst, mein Auto zu verkaufen. Alles ist bequem zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar.“
Ricarda Echterdiek (28), Vertriebsleiterin bei Ferrero Deutschland, kam 2016 wegen des Jobs nach Leipzig und gründete auf 180 m2 eine 4er-WG im Waldstraßenviertel.
Warum hier? „Es war eine Empfehlung von einem Kollegen, mich im Waldstraßenviertel und in der Südvorstadt nach einer passenden Wohnung umzuschauen. Altbauten sind perfekt für eine WG und bieten genügend Raum, um für sich zu sein oder in Ruhe im Homeoffice zu arbeiten.“
Das Besondere? „Dieses Wohngebiet ist unglaublich schön: das Altbau-Flair, die Fassaden, die Wohnungen sind super saniert. Ich komme aus Frankfurt/Main. Da bekäme ich so ein Paket niemals zu einer bezahlbaren Miete. Und die Leute sind toll. Außerdem fühle ich mich hier sicher. Nachts alleine nach Hause zu gehen, ist kein Problem.“
Was nervt? „Absolut nichts. Ich würde sofort wieder herziehen.“
Was fehlt? „Da fällt mir nichts ein. Alles Alltägliche ist in direkter Nähe, sowohl Einkaufsmöglichkeiten als auch Freizeit- und Kulturangebote, Apotheken, Ärzte …“
Patrick Duffner (29) ist sportbegeistert und arbeitet am Institut für Angewandte Trainingswissenschaften. Er kam für ein Projekt vor 1,5 Jahren von Tübingen nach Leipzig.
Warum hier? „Ich wollte ganz bewusst in ein ruhiges Viertel ziehen, das nah bei meiner Arbeit liegt. Als ich herzog, kannte ich weder die Stadt noch hatte ich hier Freunde. Deshalb entschied ich mich für die WG.“
Das Besondere? „Die Altbauten mit ihren riesigen Fluren, bemalten Decken und Stuck sind beeindruckend. Ich habe so etwas vorher noch nicht gesehen. Hier muss man sich einfach wohlfühlen. Ich liebe es, bei Sonnenuntergang durch die Parks oder entlang des Elsterbeckens zu laufen. Auch die Seen sind nicht weit. Zum chillen gehe ich gerne ins Café Lauritz.“
Was nervt? „Ich würde das Wohnviertel komplett autofrei machen. Wenn hier wegen Veranstaltungen die Straßen gesperrt sind, ist es fantastisch ruhig.“
Was fehlt? „Nichts.“
Vivian Zimmermann (27), Projektleiterin bei der Deutschen Bahn, lebt seit fünf Jahren in Leipzig, seit über einem Jahr im Waldstraßenviertel. Auch sie schätzt die Vorzüge der großzügigen Altbauten.
Warum hier? „Ich habe mich sofort wohl und willkommen gefühlt. Mein jetziges Zimmer hat einen Erker, den ich sehr liebe. Meine Arbeitsstelle ist nah, das Rosental direkt vor der Tür.“
Das Besondere? „Das Gründerzeitviertel an sich ist beeindruckend und natürlich die zentrale Lage. Trotzdem kann ich nachts ruhig schlafen, man hört keine Straßenbahn und hat keine Partymeile vor der Tür und der Erholungsfaktor durch die Nähe zum Rosental ist grandios.“
Was nervt? „Da fällt mir nichts ein.“
Was fehlt? „Ich vermisse Bäume entlang der Straßen wie sie sonst in Leipzig so zahlreich stehen.“
Elisabeth Schulz (29) arbeitet bei der Branddirektion der Stadt Leipzig und ist 2016 in die WG gezogen. Dass es das Waldstraßenviertel geworden ist, war eher Zufall.
Warum hier? „Eigentlich wollte ich in der Südvorstadt bleiben. Ich mag die ‚Karli‘ und den Trubel dort. Aber als ich in die Wohnung kam, war ich so begeistert von der Größe und dem Stuck. Außerdem waren die Leute cool. Das Klischee, hier würden nur Reiche und Familien wohnen, kann ich nicht bestätigen. Das Viertel ist bunt gemischt und das ist wunderbar.“
Das Besondere? „Für mich ist die Lage das Besondere am Waldstraßenviertel: zentral, naturnah – wo gibt es das sonst noch?“
Was nervt? „Mich nervt hier nichts.“
Was fehlt? „Ein Späti wäre toll. So ein kleiner Laden um die Ecke würde gut hierher passen.“
11. September 2018
Wir wohnen einige Jahre hier im Viertel, man sollte vielleicht auch einmal ganz banale Dinge relativieren !! Wir haben hier einem tollen stadtgewollten, fußgängerunfreundlichen Fußweg. Wir haben weder Müllentsorgungsmöglichkeiten für Mensch oder Tier. Daran sollte die Stadt arbeiten !!!
Und das was hier als Kiez bezeichnet wird mögen wir sehr.