Das werde ich meinen Enkeln noch erzählen

 

Gespräch mit Dr. Andreas Stammkötter
von Dagmar Geithner

WN: Herr Dr. Stammkötter, was hat Sie als ausgewiesenen Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht vor 20 Jahren bewogen, sich mit Ihrer Kanzlei im Waldstraßenviertel niederzulassen? Sicher spielte die vermehrte Bautätigkeit im damaligen Sanierungsgebiet eine Rolle?
A.S.: Ja, in der Tat war es auch ein bisschen Zufall, weil der Eigentümer eines Hauses, mit dem ich dienstlich zu tun hatte, mir dieses Büro anbot. Das kam auch dem Profil entgegen, was ich gesucht hatte. Zentrale Lage, nicht die Innenstadt, wo es doch immer sehr laut ist – Stichwort Straßenmusiker. Da könnte ich mich nur schwer konzentrieren. Auch die Parkplatzsuche gestaltet sich im Zentrum schwieriger trotz der Parkhäuser. Hinzu kommen die höheren Mieten im Stadtzentrum. Das Waldstraßenviertel ist sehr schön von der Bebauung her, immer noch sehr zentral gelegen und die Parkmöglichkeiten sind eigentlich auch in Ordnung, obwohl einige Mandanten schon manchmal klagen…

WN: Sie sind sicher vielen Leipzigern auch als Buchautor bekannt. Stichwort: „Leipzigkrimis“. In unserer letzten Ausgabe hatten wir Ihren jüngst erschienenen, nunmehr achten (!) Krimi „Predigerblut“ vorgestellt. Seit wann schreiben Sie und wie finden Sie überhaupt die Zeit dazu, neben dem ausgefüllten Berufsleben?
A.S.: Es ging eigentlich schon während des Studiums los. Da hatte ich zwei Semester Gerichtsmedizin. Das war eigentlich das Spannendste am ganzen Studium, mit Leichenöffnung und allem Drum und Dran. Das war sehr interessant! Damals ist schon im Kopf die erste Geschichte entstanden: „Am Ende des Klanges“. Irgendwann hatte ich den Kopf so voll und die Geschichte musste einfach raus. Da habe ich gemerkt, wie schön das eigentlich ist und für mich auch Hobby, also keine Anstrengung ist. Andere schrauben Oldtimer zusammen und ich schreibe halt Krimis. Beides kostet Zeit, aber es hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Und ich habe gemerkt, es tut mir gut, auch geistig. Einfach etwas anderes zu machen als die Juristerei. Aber ich muss auch sagen, je älter man wird, um so schwerer fällt es einem.

WN: Wie kommen Sie eigentlich darauf, sich immer wieder Leipzig als „Tatort“ auszusuchen?
A.S.: Gegenfrage: warum nicht Leipzig? Ich lebe seit 1993 in dieser Stadt, lebe ausgesprochen gern hier und glaube mich inzwischen sehr gut auszukennen, sowohl was die Stadt als auch die Menschen angeht. Ich könnte jetzt sicher keinen Krimi über Stuttgart oder das Ruhrgebiet (ich komme aus Bottrop) mehr schreiben. Da bin ich schon viel zu lange und weit weg. Außerdem ist es auch seitens meines Verlages (Gmeiner Verlag) so gewollt, das Lokalkolorit weiter zu bedienen. Und dann muss man es auch einbringen und dies ist nicht immer ganz einfach. Nicht schon wieder Nikolaikirche, Völkerschlachtdenkmal, Thomanerchor etc. Deshalb werde ich mich wohl in meinem nächsten Krimi in Richtung Zoo bewegen.

WN: Wie sehen Sie die Entwicklung von RB Leipzig? Das wäre ja bestimmt auch ein Feld, wo man einen kriminellen Fall ansiedeln könnte?
A.S.: Zu RB Leipzig habe ich ein ganz enges Verhältnis. Ich weiß nicht, ob Sie das wissen. Die haben ja 2009 die Lizenz von SSV  Markranstädt gekauft. So ist RB Leipzig eigentlich entstanden. Sie wollten in der 5. Liga  anfangen. Ich war viele Jahre Präsident vom SSV Markranstädt. Das heißt: Ich habe die Verhandlungen damals geführt. Und darauf bin ich ganz stolz: Der Vertrag zwischen Markranstädt und RB Leipzig stammt sogar aus meiner Feder! Das werde ich meinen Enkeln wahrscheinlich noch erzählen! Insofern habe ich eine enge und gute Beziehung zu diesem Verein. Krimi und Fußball ist immer schwierig. Man macht sich natürlich auch Gedanken, gerade ich, weil ich über genug Insiderwissen verfüge. Aber es ist immer schwer, weil die Themen so abgegriffen sind: Bestechung, vielleicht Doping- und Finanzgeschichten. Um ganz ehrlich zu sein: Mir ist da noch kein so richtig schönes Thema eingefallen.

WN: Also dürfen wir uns demnächst auf einen spannenden Zoo-Krimi aus Ihrer Feder freuen! Abschließend noch eine Frage: Denken Sie, dass Sie hier Ihre juristische Karriere beenden werden, sprich, dass Sie bis zu Ihrer Pensionierung im Viertel bleiben?
A.S.: Ja. Konkrete Pläne, hier weg zu gehen, gibt es nicht. Man weiß zwar nie, was alles noch so kommen kann. Aber ich denke, ich bleibe dem schönen Waldstraßenviertel noch ein wenig erhalten!

 

Foto: Kathrin Futterlieb-Rose

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