Brückenschlag nach Marienbrunn

Die Alte Funkenburg des Münzmeisters Funke
Die Große Funkenburg ist als ehemaliges Vorwerk der Stadt und bis ins 19. Jahrhundert als beliebtes Ausflugsziel der Leipziger von großer Bedeutung für die Identität des später zum Teil auf ihrem Areal entstandenen Waldstraßenviertels. Sie lebt als Namensgeberin für die Funkenburgstraße weiter, die entlang der Hauptachse der vormaligen Funkenburg angelegt wurde. Darüber hinaus steht sie auch Pate für unser jährliches Großes Funkenburgfest. Ihre weniger bekannte Vorgeschichte schlägt eine Brücke zur Leipziger Gartenstadt Marienbrunn. Der Annaberger Münzmeister Andreas Funke ließ hier vermutlich ab 1479 einen Gutshof anlegen, der sich etwa in der Gegend des heutigen Grimmwegs befunden haben dürfte. Weit vor den Toren der Stadt gelegen, war die Anlage derart gesichert gewesen, dass sie bald als „Funkenburg“ bezeichnet wurde.
Zur Flur der Alten Funkenburg gehörte auch die nahe gelegene Marienquelle, die über den Domgraben in Richtung Connewitz abfloss und auf dem Gelände des Funkenhofs zu zwei Teichen aufgestaut war. Anfang des 16. Jahrhunderts erwarb der Rat der Stadt Leipzig die hälftige Nutzung der Wasserrechte an der Marienquelle, die seitdem über eine hölzerne Röhrenleitung zur Trinkwasserversorgung der Leipziger abgezweigt wurde.
Nach der erfolglosen Belagerung Leipzigs im Schmalkaldischen Krieg wurde die Alte Funkenburg von Soldaten des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich zerstört, aber schon kurze Zeit später wieder aufgebaut. Als der Rat der Stadt zum Ende des 16. Jahrhunderts viele seiner Vorwerke auflöste, nutzte der Leipziger Wolf Seidel nicht nur den Namen, sondern auch die Überreste des alten Gutshofs für den Wiederaufbau der Funkenburg am Ende des Ranstädter Steinwegs.

Gesundbrunnen und Gartenstadt an der Marienquelle

Alter Standort Funkenburg in Leipzig Marienbrunn; Grafik: Andreas Reichelt

Alter Standort Funkenburg in Leipzig Marienbrunn; Grafik: Andreas Reichelt

Mehr als hundert Jahre später galt das Wasser der Marienquelle unter den Leipzigern als heilkräftig, so dass es zahlreiche Heilsuchende aus Stadt und Umland hinaus zum Gesundbrunnen zog. 1836 wurde zum ersten Mal die Mariensage veröffentlicht. Auch heute noch findet sich unweit der ursprünglichen Lage der Alten Leipziger Funkenburg, einige Schritte südlich der Aral-Tankstelle „An der Tabaksmühle“ etwas unscheinbar in einer Senke die alte Leipziger Marienquelle, die dem nahen Stadtteil Marienbrunn zu seinem schönen Namen verholfen hat. Im Zuge der Industrialisierung zerstörten Geländeeinschnitte die hydrogeologische Struktur der Gegend und zur Nachwendezeit war der Ort verwahrlost, bis der Verein „Freunde Marienbrunns e.V.“ die Quellfassung freilegte und restaurierte. Heute erinnert eine Inschrift an die Geschichte des Ortes: „Der Sage nach führte  1441 die Pilgerin Maria Aussätzige hierher und ließ eine heilkräftige Quelle entspringen. Ab 1502 begann man, das Wasser durch Röhren in die Stadt Leipzig zu leiten. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts versiegte die Quelle.“
Alljährlich zum Johannisfest am 24. Juni wird an der Quelle bei Wein und Gesang die Mariensage vorgetragen. Schon mancher Besucher aus dem Waldstraßenviertel war dabei und zum bevorstehenden Katholikentag bietet sich eine weitere Gelegenheit, eine Verbindung nach Marienbrunn zu ziehen und an die Vorgeschichte der Großen Funkenburg zu erinnern.

Katholikentag zu Gast an der Marienquelle
„Die Quelle Marienbrunn“ – unter dieser Überschrift lädt das Programm des 100. Deutschen Katholikentags seine Besucher am 28. Mai 2016 von 16.30 Uhr bis 18 Uhr zu einem andächtigen Nachmittag an den Ort der Leipziger Mariensage. Anknüpfend an das Veranstaltungsformat des alljährlichen Johannisfestes an der Quelle soll den auswärtigen Gästen sowie allen Leipzigerinnen und Leipzigern auch eine Gelegenheit zur Information in geselliger Atomsphäre an der Marienquelle geboten werden. Vielleicht nutzt auch die/der eine oder andere aus dem Waldstraßenviertel die Gelegenheit zum Brückenschlag nach Marienbrunn? Wer an dem Nachmittag gerne mitwirken möchte oder über Aktuelles auf dem Laufenden gehalten werden möchte, melde sich bitte per Mail unter dietmar.bastian@gmx.de.

Dietmar Bastian

Share This Post On

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert