200. Geburtstag von Louise Otto-Peters

Von Maria Geißler

In wenigen Tagen begehen wir Louise Otto-Peters’ 200. Geburtstag. Einige kennen sie als Frauenrechtlerin – eine der ersten, die sich für Rechte und Bildungschancen der Frauen im 19. Jahrhundert einsetzte. Außerdem war sie Dichterin und Schriftstellerin. Sie verfasste jedoch nicht nur – wie in der Zeit für Frauen üblich – Briefe, Tagebücher und Gedichte, die einem kleinen Leser- und Diskussionskreis bekannt wurden, sondern schrieb auch Romane, politische Artikel und sozialkritische Gedichte, die deutschlandweit veröffentlich wurden. Später gründete sie die erste langlebigere politische Frauenzeitschrift, wurde Redakteurin und Publizistin verschiedener Zeitungen, gründete Frauenberufsvereine und den ersten Frauenbildungsverband in Leipzig. Sie war also eine sehr vielseitige und aktive Frau.

Louise Otto-Peters wurde am 26.3.1819 in Meißen als Tochter des Gerichtsdirektors Fürchtegott Wilhelm Otto und seiner Ehefrau Charlotte Otto geboren und wuchs in aufgeklärten Verhältnissen auf, sodass sie schon früh mit fortschrittlichem Gedankengut in Berührung kam. Sie begeisterte sich besonders für Friedrich Schiller und die Bewegung Junges Deutschland. Nach dem Abschluss ihrer schulischen Ausbildung bildete sie sich autodidaktisch weiter und begann Gedichte zu schreiben. Mit 17 war Louise Vollwaise. Sie lebte weiter im Haus am Baderberg unter Aufsicht ihrer Tante und unter männlicher Vormundschaft und verdiente ihren Lebensunterhalt durch schriftstellerische und publizistische Tätigkeit.

Bei einem Besuch der Schwester in Oederan lernte sie das bittere Elend der Klöpplerinnen kennen und veröffentlichte, sehr betroffen von deren Schicksal, verschiedene Texte, u.a. das Gedicht „Die Klöpplerinnen“. Dies sorgte für einen Skandal – machte doch eine junge unverheiratete Frau schonungslos auf die Lage der wohl Entrechtetsten dieser Zeit aufmerksam – die der Heimarbeiterinnen in Deutschland: „Seht Ihr sie sitzen am Klöppelkissen, die Wangen bleich und die Augen rot? Sie mühen sich ab für einen Bissen, für einen Bissen schwarzes Brot!“

Das Louise-Otto-Peters-Denkmal wurde 1900 am Alten Johannisfriedhof eingeweiht und kam beim Bau des Grassimuseums ins Rosental; Foto: Maria Geißler

Das Louise-Otto-Peters-Denkmal wurde 1900 am Alten Johannisfriedhof eingeweiht und kam beim Bau des Grassimuseums ins Rosental; Foto: Maria Geißler

Ähnlich wie die jungen Männer Robert Blum, Georg Herwegh und Ferdinand Freiligrath träumte Louise Otto-Peters während der Märzrevolution den großen Traum von Freiheit und Einigkeit der Deutschen Nation. Hierbei war es ihr Ziel, Frauen in das gesellschaftlich-politische Leben zu integrieren – eine für die damalige Zeit sehr selbstbewusste und mutige Forderung, da Frauen ganz selbstverständlich keinen Bürgerstatus hatten. Politische Diskussionen galten ausschließlich als männliche Aufgabe, die „beschränkte Welt des Hauses“ war der Ort, wo Frauen hingehörten. Sie hatten weder Stimmrecht noch ein Recht auf Lohnerwerb. Die Teilnahme am politischen Leben sah Louise Otto-Peters jedoch nicht nur als Recht, sondern auch als Pflicht eines jeden. Um dieser Pflicht nachzukommen, müssten die Frauen selbstständig werden und besser gebildet sein. Ihr war dabei bewusst, dass dies nur durch die Frauen selbst geschehen konnte: „Mitten in den großen Umwälzungen, in denen wir uns alle befinden, werden sich die Frauen vergessen sehen, wenn sie selbst an sich zu denken vergessen!“ Und so rief sie 1865 mit anderen Aktiven im Februar den Leipziger Frauenbildungsverein ins Leben, der Hilfe zur Selbsthilfe vermittelte und im Oktober 1865 den Allgemeinen Deutschen Frauenverein, der die Frauen erstmals deutschlandweit organisierte.

Als Louise Otto-Peters am 13. März 1895 in Leipzig starb, setzte ihr die Frauenbewegung ein Denkmal, das heute im Rosental steht: „Der Führerin auf neuen Bahnen. In Dankbarkeit und Verehrung. Die Deutschen Frauen.“ Aber nicht nur dieses Denkmal erinnert in Leipzig an diese umtriebige und engagierte Frau. Es gibt einen Platz, der nach ihr benannt ist, eine Schule mit ihrem Namen, eine Louise-Otto-Peters-Allee und eine Gesellschaft, die sich mit ihrem Leben und Werk beschäftigt, Forschungsergebnisse veröffentlicht und spannende Führungen anbietet. Wäre das nicht etwas für den nächsten Ausflug?

Ende März – zu Louise Otto-Peters‘ Geburtstag – gibt es jede Menge Veranstaltungen in Leipzig und der Umgebung, u.a. ein Geburtstagspicknick, eine kleine Führung  „Auf Louises Spuren durch’s Rosental“ mit Gerlinde Kämmerer, eine Lesung der neuen Romanbiografie von Anja Zimmer… und und und. Eine Übersicht über alle Angebote finden Sie bei der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V.

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