Von Dagmar Geithner
Im Mai des Jahres 1868 wurde im südlichen Rosental ein Denkmal zu Ehren des Komponisten und Chorleiters Carl Friedrich Zöllner (1800-1860) eingeweiht. Es wurde vom namhaften Leipziger Bildhauer Hermann Knaur geschaffen und entstand auf Initiative der Leipziger Männergesangsvereine im „Zöllner Bund“, dem zeitweise 700 Mitglieder angehörten.
Zöllner wurde als dritter von fünf Söhnen des Lehrers und Kantors Johann Andreas Zöllner in Mittelhausen (Thüringen) geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters begleitete ein Onkel den Jungen auf seinem Lebensweg. In Eisleben und Eisenach besuchte er das Gymnasium und gelangte durch persönliche Verbindungen des Onkels ab 1814 an die Thomasschule zu Leipzig. Nach dem Schulabschluss 1819 nahm er zunächst ein Theologiestudium auf, wechselte aber nach drei Jahren in die Musik, übernahm 1820 eine Gesangslehrerstelle an der Leipziger Ratsfreischule und richtete 1822 ein privates Musikinstitut ein, in dem vor allem Chorgesang gepflegt wurde. 1833 erschien im Musikverlag Kistner Zöllners erstes Liederheft für Männerstimmen, und im gleichen Jahr wurde auch der erste Zöllner-Verein durch ihn gegründet, dem noch zahlreiche weitere folgen sollten. Noch heute gibt es den Zöllner-Männerchor Bernburg e.V., der als einziger Chor seit seiner Gründung 1846 in ununterbrochener Tradition der Zöllner Chorbewegung steht. Vielen wird der Komponist Zöllner heute nicht mehr bekannt sein, wohl aber eines seiner Lieder „Das Wandern ist des Müllers Lust“…
Das Denkmal, das sich heute dem Spaziergänger präsentiert, ist allerdings nicht mehr originalgetreu. Aufgrund starker Verwitterung fertigte bereits 1944 der Leipziger Bildhauer Paul Stuckenbruck eine Kopie der Marmorbüste an, die anlässlich des 150. Geburtstages des Komponisten 1950 aufgestellt wurde. Im Jahre 1996 wurde erneut und mit erheblichem restauratorischen Aufwand der künftige Erhalt des Denkmals gesichert.
Im Dezember 2016 verwüsteten unbekannte Vandalen das Zöllner-Denkmal, in dem sie drei der vier Statuen der sogenannten Chorknaben aus ihrer Verankerung vom Porphyrsockel rissen und stahlen. Die Originale sind bisher nicht wieder aufgetaucht. Der entstandene Schaden wurde mit einem Wert von 20.000 Euro beziffert. Der ideelle Schaden liegt bei weitem höher, handelte es sich doch um die originalen Figuren aus der Entstehungszeit.
Aber bereits nach einem Vierteljahr, im April 2017, konnten sich die Osterspaziergänger im Rosental an einem komplett wiederhergestellten Denkmal erfreuen, nachdem die Stadt Kopien aus Kunststoff in Auftrag gegeben hatte. Diese dürften für Buntmetalldiebe nun nicht mehr attraktiv sein!