Familien-Küche: Süßes für Fleischesser und Veganer

von Beate Schuhr

Kochen ohne Grenzen – In den Küchen unserer Nachbarn

Liebe Nachbarn,

heute erfahren wir, wie es ‚früher‘ im Waldstraßenviertel war. Meine Gesprächspartnerin Haike ist in den 1960er und 70er Jahren hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Seit zwei Jahren hat sie ihren neuen Arbeitsplatz hier im Viertel. „Der Kreis schließt sich“, sagt sie selbst.

„Ich bin hier geboren. Im Eitingon.“ Damit eröffnet Haike unser Gespräch. „Anfang der 1960er Jahre wurden fast alle Kinder aus dem Waldstraßenviertel im Eitingon-Krankenhaus geboren.“ Eingeweiht wurde der von der Chaim-Eitingon-Stiftung finanzierte Neubau des Israelitischen Krankenhauses im Mai 1928. Im August 1992 erhielt das Krankenhaus den Namen, den ihm die Leipziger schon Jahre zuvor gegeben hatten: Eitingon- Krankenhaus.

„Meine Eltern und wir Kinder lebten zuerst in der Tschaikowskistraße und danach in der Fregestraße. Es war eine große Wohnung und wir hatten drei Zimmer für uns. Bad und Küche haben wir uns mit den anderen Familien geteilt. Teilhauptmiete hieß das.“ Hat es funktioniert? „Es hat gut funktioniert. Vielleicht hat es mir als Kind auch einfach nichts ausgemacht.“

„Welche Geschäfte gab es zu Ihrer Schulzeit hier im Viertel?“ „Der Bäcker Schultz in der Feuerbachstraße war immer schon da. Bei dem haben wir vor der Schule frisches Weißbrot gekauft.  In der Fregestraße war ein Geschäft für Milch und Käse – ein ganz toller Laden. In der Jahnalle gab es damals schon den Fleischer Gallwitz und das Schmuckkästchen. Dort, wo jetzt die Gewürzmanufaktur ‚Bazar‘ ist,  war früher ein Wild- und Geflügelladen und dort, wo jetzt der Konsum ist, war ein Bonbonladen. Das Blumengeschäft in der Jahnalle gibt’s schon ewig und auch die Reinigung war schon immer da. Außerdem waren da noch ein Fischladen und ein Kurzwarengeschäft in der Waldstraße, eine Buchhandlung an der Ecke Tschaikowski- und Fregestraße und mehrere Gemüse-Geschäfte. Es war hier ein bisschen wie in Paris, mit diesen vielen kleinen Geschäften. Und jeder kannte jeden.“

Familien-Küche: Süßes für Fleischesser und Veganer

Sprechen wir über die Familie und die Liebe zum Kochen. „Zuhause wurde jeden Tag frisch gekocht. Beide Großeltern väterlicherseits waren Köche, der Onkel war Bäcker und auch mein Vater hat oft und gut gekocht. Als ich in der vierten Klasse war, habe ich zwei Kochkurse für Kinder mitgemacht und mein wichtigstes Kochbuch war „Wir kochen gut“. Heute koche ich zur Entspannung. Wenn ich da so schnibble – das ist wie Yoga.“

Die eigenen Kinder sind mittlerweile längst erwachsen. Eine Fleischesserin und ein Veganer. Gibt’s da Stress? „Nein. So kompliziert ist das mit dem veganen Essen ja auch wieder nicht. Und die Weihnachtsplätzchen sind eben alle vegan. Das merkt sowieso niemand.“

Sehr interessant. Weil es so gut zur Jahreszeit passt, ist hier das Rezept für einen veganen Stollen: 500 Gramm Mehl und ein Päckchen Trockenhefe mit 150 Gramm braunem Zucker und 60 Millilitern Sojamilch mischen. Dazu ein Päckchen Stollengewürz und 50 Gramm gemahlene Mandeln. 100 Gramm Marzipan zerkleinern und ebenfalls dazugeben. 200 g Pflanzenmargarine und etwas Rum hinzufügen und alles gut vermischen. Den Teig zwei Stunden ruhen lassen. Danach Orangeat, Zitronat und sechs kleingeschnittene Softaprikosen unterkneten und den Teig erneut 30 Minuten ruhen lassen. Bei 180 Grad 45 Minuten backen. Nach dem Abkühlen ungefähr zwei Wochen durchziehen lassen.

Und jetzt noch etwas Süßes für Nicht-Veganer: Schneller Schokoladenkuchen.

200 Gramm dunkle Schokolade und 200 Gramm Butter langsam schmelzen lassen. Vier Eier mit 200 Gramm Zucker und einem Päckchen Vanillezucker schaumig schlagen. 100 Gramm Mehl, ein Päckchen Backpulver und 100 Gramm gemahlene Mandeln unterrühren, dann flüssige Schokolade und Butter zugeben. In einer gefetteten Springform bei 170 Grad Ober- und Unterhitze auf der unteren Schiene 50 Minuten backen.

Zu guter Letzt lüften wir noch das Geheimnis unserer Bekanntschaft: Wir haben uns beim Konsum in der Jahnallee kennengelernt. Sie erinnern sich? Dort war früher ein Bonbon-Geschäft.

Author: Beate Schuhr

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