Auwaldentwicklungshilfe im Fokus

Von Andreas Reichelt

Revierförster Martin Opitz mit interessierten Viertelbewohnern beim Rundgang durch den Auwald: Foto: Andreas Reichelt

Revierförster Martin Opitz mit interessierten Viertelbewohnern beim Rundgang durch den Auwald: Foto: Andreas Reichelt

 

Auwaldentwicklungshilfe im Fokus.

Das gefühlt großflächige Abholzen des Baumbestandes im Rosental und dem gesamten Auwaldgebiet erhitzt seit Einsetzen der Arbeiten im Herbst 2015 die Gemüter. Ein Grund für den Bürgerverein, am 3. April der Einladung des für unser Viertel zuständigen Revierförsters Martin Opitz zu einer Begehung vor Ort zu folgen, um die vielen Fragen zu beantworten.

Langfristige Strategie

Das von der Stadtverwaltung formulierte Ziel ist es, die „Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern sowie die Strukturvielfalt zu erhöhen“. So soll pro Quadratmeter Fläche mindestens je ein auwaldtypischer Baum und Strauch zu finden sein.

Das Problem

Porträt Spitz-Ahorn; Foto: Andreas Reichelt

Porträt Spitz-Ahorn; Foto: Andreas Reichelt

Im Zuge der Industrialisierung vollzog sich um 1870 eine Wandlung von der Mittelwaldwirtschaft (frühe Holzernte vor allem für Brennholz, viel Lichteinfall) zur Hochwaldwirtschaft (späteres Abholzen des benötigten Bauholzes, dichtes Kronendach mit wenig Lichteinfall). Mit der Folge, dass sich der Baumbestand vom auwaldtypischen hin zum normalen Laubwald entwickelt hat. Charakteristisch für den so genannten Hartholzauwald ist die Stieleiche. Sie bietet, anders als andere Baumarten, hunderten, zum Teil vom Aussterben bedrohten Tierarten Schutz. Derzeit beherrscht jedoch der Spitz-Ahorn mit 92 Prozent das Gebiet. Der Grund liegt darin, dass er eine extrem schattentolerante Baumart ist. Auch wenn durch den dichten Baumbestand wenig Licht einfällt, kann sich die Jungpflanze gut entwickeln. Anders ist es bei der Eiche: Sie treibt zwar aus, aber wenn der Nährstoffvorrat der Eichel verbraucht ist, stirbt sie mangels Licht sehr bald ab.

Die Lösung

In ausgewählten Arealen von ca. 30 bis 50 Metern Durchmesser, so genannten Femellöchern, werden vor allem Spitz-Ahorn, aber auch Kastanien und andere Bäume gefällt, wobei als Nistgelegenheit für Vögel und für Insekten geeignete Totbäume erhalten bleiben. In den Boden werden nun junge Stieleichen gepflanzt und das Gebiet mit Zäunen gegen Wildbiss geschützt. Die Eichen haben so genügend Licht, um sich entwickeln zu können. Bereits 1996 gab es eine solche Maßnahme, die nun etwa alle 10 Jahre geplant ist. So soll der Anteil an Stiel­eichen in den kommenden Jahrzehnten auf 40 Prozent anwachsen.

Perspektive

Was so rabiat aussieht, ist also kein planloser Kahlschlag, um das „städtische Auwaldholz zu verscherbeln“, wie man oft hört. Auch auf die Fläche bezogen handelt es sich jährlich lediglich um ca. 1,6 von insgesamt 5.900 Hektar Leipziger Auwald. Und noch etwas lernen wir von Revierförster Opitz: Forstwirtschaft ist ein Jahrhundertwerk. Es lohnt sich immer der Blick aufs Ganze.

 

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