20.11.: Wolfgang Natonek oder Sapere aude

Zwei Lebensläufe des 20. Jahrhunderts – eine deutsche Familiengeschichte besonderer Art. Der Vater Hans Natonek, vielgerühmter Journalist und Romanautor, musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft ins Exil gehen und verbrachte den Rest seines Lebens – schwerkrank und vom Literaturbetrieb vollkommen vergessen – in Tucson, Arizona. 1963 starb er an Leukämie. Über ihn hörten wir bereits vor drei Jahren im Ariowitsch-Haus.

Sein Sohn: Wolfgang Natonek, in der ersten Nachkriegszeit als Mitglied der Liberal Demokratischen Partei Vorsitzender des Studentenrates der Leipziger Universität, wurde 1948 vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und zu Zwangsarbeit verurteilt. Auch nach der Haftentlassung sollten die Schikanen nicht enden, so dass er 1956 gemeinsam mit seiner Ehefrau die DDR verließ und sich in Göttingen niederließ. Hier unterrichtete er am berühmten Max-Planck-Gymnasium Deutsch und Geschichte bis zu seiner Pensionierung.

Die Vortragende ist Herausgeberin des Briefwechsels zwischen Vater und Sohn und die wohl beste Natonek-Kennerin. Sie ist Verfasserin zahlreicher Artikel und Beiträge zur Geschichte seines Wirkens an der Leipziger Universität sowie verschiedener Publikationen beim Leipziger Lehmstedt Verlag zu Leben und Werk von Hans und Wolfgang Natonek. In ihrem Vortrag beleuchtet sie nicht nur die Biographie Wolfgang Natoneks, sondern versucht zu ergründen, woher die Motivation für seinen von Idealismus und Liberalismus geprägten Kampf gegen Intoleranz, Indoktrination und jegliche Verachtung des wachen menschlichen Geistes rührte.

Foto: Familie Natonek über sachsen-lese.de

Wolfgang Natonek oder Sapere aude Vortrag von Steffi Böttger Dienstag, 20. November, 19.00 Uhr Ort: Ariowitsch-Haus, Hinrichsenstraße 14 Eintritt frei
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