Färberstraße 16 Simson Jakob Kreutner

Simson Jacob Kreutner; Foto: Gudrun Vogel

Foto: Gudrun Vogel

Simson Jakob Kreutner

Simson Jakob Kreutner wurde am 01. September 1917 in Leipzig geboren und wohnte in der Färberstraße 16. Sein Vater Israel Kreutner war im Lebensmittel-Einzelhandel tätig und die Butterhandlung der Familie befand sich in der Gustav-Adolf-Straße.
Kreutner verließ im Mai 1933 Leipzig, studierte kurz in England, absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung in Dänemark, um im August 1935 von Leipzig aus nach Palästina zu gelangen. Dort arbeitete er zunächst in Orangenplantagen. Von 1936 bis 1939 übersetzte Kreutner Filme in Jerusalem, und in den Kriegs- und Nachkriegsjahren war er administrativ in verschiedenen Regierungsämtern tätig. Von 1948 bis 1962 schloss sich eine Tätigkeit als Kulturreferent und Referent für Diasporabeziehungen bei der Jewish Agency an. Bis zu seiner Pensionierung stand er als Direktor und Generaldirektor einem Finanzinstitut vor.
Mit dem Literaturnobelpreisträger Samuel Joseph Agnon (1887–1970) verband ihn eine enge Freundschaft. 1982 erschien in Jerusalem auf Hebräisch und Deutsch sein Buch „Mein Leipzig. Gedenken an die Juden meiner Stadt“, in dem er an das reiche jüdische Leben in Leipzig und im Waldstraßenviertel vor der Shoa erinnerte; dieses Buch wurde 1992 im Verlag Sachsenbuch Leipzig mit Illustrationen und Fotos sowie mit einem angefügten Fotoessay von Gudrun Vogel neu herausgegeben. Kreutner schrieb in seinem Vorwort: „Die Initiative zum vorliegenden Buch stammt von Bernd-Lutz Lange, dem Leipziger Kabarettisten und Autor“. Zudem veröffentlichte Kreutner 1996 den Band „Die Ehrlichs. Eine jüdische Familie“. Veröffentlicht liegen zudem drei historische Novellen vor, die 1983 in Jerusalem in hebräischer und 1988 in Zürich in deutscher Sprache unter dem Titel „Sehnsucht nach Jerusalem“ erschienen. Weitere Bücher von ihm sind vorerst nur in Hebräisch verlegt: 1985 „Chassidim in Galiläa“, 1988 „Ein Stern in seiner Bahn“ und „Verborgene Spuren“.

Simson Jakob Kreutner besuchte nach über fünf Jahrzehnten durch Vermittlung von Bernd-Lutz Lange mit seiner Tochter 1988 zum ersten Mal wieder Leipzig. Er war der erste der ehemaligen ‚jüdischen‘ Leipziger aus Israel, der hier öffentlich über die Geschichte der Leipziger Juden und als Augenzeuge über sein erlebtes jüdisches Leben in der Messestadt im Kroch-Hochhaus sprach, wo vom 5. November bis 17. Dezember 1988 die Ausstellung Juden in Leipzig im Ausstellungszentrum der damaligen Karl-Marx- Universität stattfand. 1996 besuchte er noch einmal Leipzig. Ehrenamtlich war Kreutner Vizevorsitzender des jüdischen Weltzentrums für Bibelkunde, Vorsitzender des Kuratoriums für das Israel-Goldstein-Jugenddorf in Jerusalem, Mitglied des Direktoriums der Gesellschaft für die israelische Landesentwicklung und des Board of Governors der Hebräischen Universität Jerusalem.

Simson Jakob Kreutner starb am 21. Februar 2007 in Jerusalem.

Simson Jakob Kreutner

Simson Jakob Kreutner was born on 01 September 1917 in Leipzig and lived at Färberstraße 16. His father Israel Kreutner was active in food retailing. The family’s butter shop was located in Gustav-Adolf-Straße.

Kreutner left Leipzig in May 1933, briefly studied in England, completed an agricultural apprenticeship in Denmark, and in August 1935 left Leipzig for Palestine. There he first worked at orange plantations. From 1936 to 1939, Kreutner translated films in Jerusalem. In the war and postwar years, he worked administratively in various government offices. From 1948 to 1962, he served as cultural affairs officer and diaspora relations officer at the Jewish Agency. Until his retirement, he headed a financial institution as director and general manager.

He was very close with Samuel Joseph Agnon (1887-1970), winner of the Nobel Prize for Literature. In 1982, his book „Mein Leipzig. Gedenken an die Juden meiner Stadt,“ in which he recalled the rich Jewish life in Leipzig and in the Waldstraßenviertel before the Shoa; was published in Jerusalem in the Hebrew and German language. This book was reprinted in 1992 by Verlag Sachsenbuch Leipzig with illustrations and photographs and with an appended photo essay by Gudrun Vogel. In his foreword, Kreutner stated: „The initiative for the present book came from Bernd-Lutz Lange, the Leipzig cabaret artist and author“. Kreutner also published the volume „Die Ehrlichs. A Jewish Family“ in 1996. Additionally, he has published three historical novellas, which appeared in Hebrew in Jerusalem in 1983 and in German in Zurich in 1988 carrying the title „Sehnsucht nach Jerusalem“. Further books of his are published only in Hebrew for the time being: 1985 „Hasidim in Galilee“, 1988 „A Star in its Path“ and „Hidden Traces“.

With his daugher, Simson Jakob Kreutner visited Leipzig again for the first time after more than five decades through the mediation of Bernd-Lutz Lange in 1988. He was the first of the former ‚Jewish‘ Leipzigers from Israel to speak publicly about the history of Leipzig’s Jews and as an eyewitness about his experienced Jewish life in Leipzig in the Kroch-Hochhaus, where the exhibition Jews in Leipzig was held from November 5 to December 17, 1988 in the exhibition center of the then Karl Marx University (now Leipzig University). He visited Leipzig again in 1996. In an honorary capacity, Kreutner was vice chairman of the Jewish World Center for Biblical Studies, chairman of the Board of Trustees for the Israel Goldstein Youth Village in Jerusalem, a member of the Board of Directors of the Society for Israel Land Development and of the Board of Governors of the Hebrew University of Jerusalem.

Simson Jakob Kreutner died in Jerusalem on 21 February, 2007.

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