Schmuel Josef Agnon

 Schmuel Josef Agnon Unter seinem Geburtsnamen Schmuel Josef Czaczkes hielt sich zwischen 1915 und 1924 der Literaturnobelpreisträger des Jahres 1966 Schmuel Josef Agnon oft in den Mauern der Stadt auf. Als Sekretär zionistischer Einrichtungen lebte er öfter bei Verwandten in Leipzig; seit 1918 ist seine Familie in den Leipziger Adressbüchern nachweisbar.

Seit ihrer gemeinsamen Schulzeit im ostgalizischen Buczacz war er mit Regina Lehrfreund befreundet. Als deren Mann Benjamin, Vater von acht Kindern, am 1. Pessachfeiertag 1918 starb, war es der spätere Schmuel Josef Agnon, der mit der trauernden Familie den 2. Pessachfeiertag verbrachte und den Sederabend hielt. Nach jüdischer Tradition darf niemand an Feiertagen begraben werden. Die Trauer der Familie Lehrfreund war besonders groß, denn der Vater war ganz überraschend, auf dem Weg von der Wohnung in der Menckestraße 10 zur Ahawas Thora Synagoge in der Färberstraße 4 – 6, gestorben. Er hatte im Rosental einen Herzanfall erlitten und konnte sich gerade noch in das Haus Leibnizstraße 30 schleppen, wo er verstarb.

Von S. J. Czaczkes, dem treuen Freund der Mutter, der zu den Gründervätern der modernen hebräischen Literatur zählt, stammt die Inschrift auf dem Grabstein von Benjamin Wolf Lehrfreund auf dem Alten israelitischen Friedhof. Später war S. J. Czaczkes oft Gast im großen Eckzimmer von Regina Lehrfreund in der König-Johann-Straße 21 im 1. Stock, wohin sie bald nach dem Tode ihres Mannes mit den Kindern zog. So kannte S. J. Agnon das Waldstraßenviertel gut. Passagen seines Romans „Herrn Lublins Laden“ ließ er im Gründerzeitmilieu des Waldstraßenviertels spielen. Häuser und Wohnungen um die Auen-, Humboldt-, Jacob- und Gustav-Adolf-Straße werden dort detailliert beschrieben.S. J. Agnon und Nelly Sachs vor der NobelpreisverleihungSamuel Josef Agnon (* 17. Juli 1888 in Buczaz / Galizien; † 17. Februar 1970 in Tel Aviv) gilt als einer der bedeutendsten hebräischen Schrift­steller des 20. Jahrhunderts. Agnon entstammt einer jüdischen Kaufmannsfamilie und wuchs in Osteuropa auf. 1907 wanderte er als einer der ersten Pioniere nach Palästina aus, kehrte dann nach Europa zurück und lebte 1913 – 1924 in Berlin und gehörte dort zum Kreis um Martin Buber. 1924 kehrte er nach Jerusalem zurück. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller war er in mehreren jüdischen Organisationen tätig. In seinen Werken setzte er sich vornehmlich mit den Menschen, der Tradition und der Kultur Galiziens und Israels auseinander. 1966 erhielt er zusammen mit Nelly Sachs den Nobelpreis für Literatur.